11. Juli 2016

Offener Brief an die Veranstalter*innen des Veganmania



Liebe Veranstalter*innen des Veganmania Regensburg,

auch dieses Jahr haben wir uns sehr über die Vorankündigung der Regensburger „Veganmania“ gefreut. Bei dem Festival soll für vegetarische und vegane Lebensweise geworben werden. Wir erachten es als wichtig, für einen nachhaltigen Lebensstil zu werben, der auf ökologische, politische und auch tierschützerische Aspekte Rücksicht nimmt. Die Massenproduktion und der Massenkonsum an Fleisch haben erhebliche negative Auswirkungen auf unsere Umwelt und produzieren immer wieder Lebensmittelskandale. Umso besser finden wir es, wenn das Thema vegetarischer Lebens- und Ernährungsweise positiv aufgenommen und Menschen gezeigt wird, dass ein nachhaltiger Lebensstil viel Spaß machen kann.

Unsere Freude wurde jedoch schnell getrübt, als wir in diesem Jahr auf die Gästeliste des Regensburger „Veganmania“ sahen. Besonders nach letztem Jahr hatten wir die Hoffnung, dass dieses Jahr keine Verschwörungsideolog*innen auf der „Veganmania“ in Regensburg vertreten sind. Das Gegenteil ist leider der Fall. Insofern können wir unsere Kritik vom letzten Jahr nur wiederholen:

Das Bühnenprogramm liest sich streckenweise leider wie das „Who is Who“ der deutschen Verschwörungsideologenszene. Panikmache, wissenschaftlich nicht haltbare „Theorien“ und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit halten wir für kein Mittel einer legitimen politischen Auseinandersetzung. Daher lehnen wir auch einen Schulterschluss mit Verschwörungsideologien ab, deren Behauptungen immer wieder dem gesunden Menschenverstand widersprechen und die immer wieder nach Sündenböcken suchen.

Zu den Gästen des „Veganmania“ gehören mit Kilez More und Morgaine Künstler, die auch in der bundesweiten Mahnwachenzene sehr aktiv sind. Die Friedensmahnwachen, in deren Umfeld sie sich also bewegen, fallen immer wieder durch Verschwörungsideologie und antisemitische Inhalte auf [1]. Mit seinen Texten fügt der österreichische Rapper Kilez More sich wunderbar in dieses Bild ein. In diesen geht es unter anderem um die wissenschaftlich unhaltbare Behauptung, es gebe keinen Klimawandel. Andere Verschwörungsideologien wie die angebliche Bilderberger-Verschwörung oder die Chemtrail-Verschwörung sind immer wieder Thema in seinen Texten [2]. Die Argumentation mit solchen haltlosen Theorien halten wir nicht für würdig, wenn es darum geht, Menschen politische Inhalte näherzubringen. Stattdessen sollte man mit nachweisbaren Fakten argumentieren.

Völlig absurd ist aber die Behauptung des Rappers, es gebe keinen menschengemachten Klimawandel. Diese Idee zeugt nicht nur von einer völligen Faktenresistenz, sondern entzieht auch einer wichtigen Begründung für vegetarische Lebensweise die Luft: Es ist ein Fakt, dass Massentierhaltung und übermäßiger Fleischkonsum für einen riesigen Anteil der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind und für die Abholzung riesiger Waldflächen sorgen, die denCO²-Ausstoß auffangen könnten.

Auch der Vorstand der „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“ hat sich aus diesen Gründen bereits im Jahr 2014 von dem Verschwörungsrapper Kilez More distanziert [3]. Schade, dass das bei den Veranstaltern des „Veganmania“ in Regensburg leider noch nicht angekommen ist.
Unserer Meinung nach, ist es schade, dass das unterstützenswerte Anliegen, für eine nachhaltige und ökologische Lebensweise zu werben, durch diese sehr fragwürdige Gästeauswahl untergraben wird. Wir hoffen, dass dieser offene Brief seine Leserinnen und Leser zum Nachdenken anregt. Und wir hoffen, dass die Veranstalter*innen des „Veganmania“ begreifen, warum wir der realitätsfremden und antiaufklärerischen Ideologie ihrer Bühnengäste nichts abgewinnen können.
Mit freundlichen Grüßen
die GRÜNE JUGEND Regensburg
[1] Zur Fragwürdigkeit der Mahnwachen:

 



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